Diese Mail wurde an über 1000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter im BADENIA / AMB Komplex versendet:
Klaus Schüller
Meiningen, den 18.10.2004
E-Mail: klaus-schueller[ at ]freenet.de
Offener Brief an alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sowie Regionaldirektionen bzw. Geschäftspartner des
AMB-Generali-Konzerns
- mit der Bitte um Weiterleitung und Veröffentlichung -
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir schreiben zu Ihnen als Eltern von Anja
Schüller, die sich am 17.09.2004 in Würzburg im Alter von nur 28 Jahren
ihr noch junges Leben genommen hat. Nach Aussagen von Kriminalbeamten und
Arbeitskollegen war unsere Tochter über eine
BADENIA-Problemimmobilienfinanzierung und das ganze dazu gehörige
'Ruinierungs-Paket' samt Nebenfinanzierungen, Versicherungen und Sorgen
mit der Problemimmobilie so verzweifelt, dass sie keinen anderen Ausweg
mehr gesehen hat.
Durch die Rechtsanwaltskanzlei
Baum ▪ Reiter&Collegen in
Düsseldorf, die
Internetinitiative www.immobetrug.de gegen
Immobilienbetrug sowie die
Aktionsgemeinschaft der Heinen&Biege-Geschädigten
haben wir in den letzten Wochen sehr viel über die bundesweite
Finanzierung von Problem- und Schrottimmobilien erfahren. Und über die
unrühmliche Rolle, die neben Banken wie der HypoVereinsbank auch in besonderem Maße die
BADENIA und einzelne ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei gespielt
haben.
Anja erkannte schon sehr bald, welcher
Mogelpackung sie aufgesessen war. Ihre daraus erwachsenen Sorgen und ihre
finanzielle Not wurden immer größer. Trotz einer guten Rechtsberatung und
Vertretung der im Mai 2003 beauftragten
Anwaltskanzlei Baum ▪ Reiter
& Collegen
und des mit dieser Kanzlei kooperierenden Bundesministers a.D. Gerhart
Rudolf Baum war es unmöglich, einen Vergleich mit der Bausparkasse BADENIA
zu schließen, weil unsere Tochter Anja nach Meinung der BADENIA sage und
schreibe 200 Euro zu viel für einen Vergleich verdiente. 200 Euro, die
letztendlich über Leben und Tod von Anja entschieden haben. Wir können es
nicht fassen!
Wir werfen der BADENIA, nach allem was wir heute
wissen, vor, dass sie unsere Tochter Anja in den Tod getrieben hat. Es
sind uns keine anderen Gründe bekannt. Anja war eine sozial engagierte,
ehrliche, anständige, aufrechte und fleißige OP-Schwester, die an ihrem
Arbeitsplatz beliebt war. Sie hatte keinerlei besondere Sorgen außer der,
Opfer der BADENIA geworden zu sein.
Am 17.09.2004 erhielten wir einen Brief von ihr
mit der Bitte, sie heimzuholen. Vor allem der beiliegende Wohnungsschlüssel
ließ uns in großer Unruhe nach Würzburg eilen, wo wir sie dann tot in
ihrem Bett aufgefunden haben. Sie hatte sich eine Infusion gelegt und ihr
Leben damit beendet. Vor ihr auf dem Tisch fanden wir zusammen mit
erschütternden Abschiedsbriefen an uns und ihre Freunde beiliegend auch
die Zwangsvollstreckungsbescheide der BADENIA i.H. von über 70.000 Euro.
Zu unserem Entsetzen mussten wir im Nachhinein
feststellen, dass die BADENIA an den von Anja eingeschalteten Anwälten
Reiter&Collegen vorbei massivst per Gerichtsvollzieher und Ankündigung von
Gehaltspfändungen Druck gemacht hatte. Uns ist darüber hinaus bekannt
geworden, dass sich unsere Tochter wegen des von der BADENIA
eingeforderten Offenbarungseides und der Gehaltspfändungen so sehr
geschämt hat, dass sie nur unter Tränen davon sprechen konnte. Wir sind
davon überzeugt, dass unserer Tochter Anja noch leben könnte, wenn die
BADENIA den üblichen Weg über das eingeschaltete Anwaltsbüro Reiter&Collegen
eingehalten hätte.
Wir fragen uns als Hinterbliebene mit Wut und
Verzweiflung: Was sind das für Geschäfte, die die BADENIA und andere
gemacht haben, um sich selbst zu bereichern und andere in den Abgrund zu
stoßen? Was ist das für ein Räderwerk von profitablen Verträgen für die
BADENIA bzw. ihre Partner mit vernichtenden Ergebnissen für die
ahnungslosen und gutgläubigen Kunden? Wussten Sie z.B., dass der ehemalige
BADENIA Vorstand Elmar Agostini bei der unter Betrugsverdacht stehenden
Vertriebsfirma Heinen&Biege im Beirat saß? Gegen ihn wird staatsanwaltlich
ermittelt. Gegen die BADENIA selbst steht der Vorwurf des Prozessbetruges
weiterhin im Raum. So sollen in Klagen von Opfern der BADENIA die Zeugen
der BADENIA gezielt beeinflusst worden sein. Die Wahrheit wird sich ihren
Weg brechen. Nur eine ehrliche Wende, ein Eingeständnis der Fehler der
Vergangenheit und eine Wiedergutmachung für die Opfer der BADENIA können
den angeschlagenen Ruf der BADENIA und die Arbeitsplätze der dort
arbeitenden Menschen sichern. Dies gilt auch für die Agenturen, die der
BADENIA zuarbeiten. Für unsere Tochter käme das allerdings leider zu spät.
Ihnen käme bei einer Wende zurück zu anständigen
Geschäften und Finanzierungen, die auch dem Kunden nützen, eine sehr
wichtige Rolle zu. Arbeitsplätze im AMB-Konzern bzw. den kooperierenden
Agenturen und Vertrieben werden doch nicht von Anwälten bedroht, die der
BADENIA und Anderen vorwerfen, massenhaft fehlerhafte
Immobilienfinanzierungen vorgenommen zu haben. Nein! Ihre Arbeitsplätze
können nur dann sicher sein, wenn der ehemals untadelige Ruf der BADENIA
bzw. anderer Allfinanzdienstleister wieder hergestellt wird und Vorstände
und MitarbeiterInnen, die sich unehrenhafter Geschäfte zu einseitigen
Lasten der Kunden schuldig gemacht haben, unehrenhaft entlassen werden.
Sorgen Sie alle für einen Neuanfang. Oder machen Sie etwa auch ‚solche’
Geschäfte wie Elmar Agostini, Karl-Heinz Henge und andere Vorstände der
BADENIA bzw. anderer Kreditinstitute? Reden Sie über selbstmordgefährdete
Kunden etwa auch abschätzig als ‚Psychos’, wie Ihr Kollege Hermann Schick
in der Zentrale der BADENIA? Oder beraten Sie Ihre Kunden doch so ehrlich,
dass Sie morgens noch mit Anstand in den Spiegel schauen können?
Sie werden sicherlich in den nächsten Tagen von
der BADENIA die übliche Ausrede hören, die schon zuvor in anderen
Suizidfällen ohne irgendein Gefühl von Scham, Reue oder Nachdenklichkeit
verbreitet wurde: Es waren 'andere' Gründe und die BADENIA habe nur nach
Recht und Gesetz vollstreckt.
Wir betrachten es hingegen als Schande für eine
Bausparkasse, die sich selbst im Internet ehrbarer Geschäfte rühmt, wenn
sie Kunden solche Ruinierungsgeschäfte unterjubelt und sie hinterher dann
fertig macht. Bis hin zum in Kauf genommen Suizid!
Meine Frau und ich haben uns geschworen, dass wir
auch im Namen von Anja, die das leider nicht mehr lebendig macht, gegen
solch menschenverachtende Geschäftspraktiken der BADENIA und anderer
Kreditinstitute oder Allfinanzdienstleister öffentlich vorgehen. Auf SWR 3
kam gestern am 18.10.2004 um 22.30 Uhr in der Reihe ‚Betrifft…’ ein Film
mit dem Titel „Die Bausparfalle“, der aufzeigte, wie die BADENIA u.a. über
die ALLWO sowie den Vertrieb Heinen&Biege (und andere?) Problem- und
Schrottimmobilien samt total überlastetem Finanzierungspaket aus
Vorausdarlehen, Bausparvertrag, Lebensversicherung, Unfallversicherung
etc. Tausenden von ahnungslosen und unerfahrenen Kunden untergeschoben
hat. (Der Beitrag wird am kommenden Samstag, 23.10.2004 um 14.00 Uhr auf
SWR 3 wiederholt!) Am 16.10.2004 erschien bereits ein Artikel in der
Süddeutschen Zeitung, den Sie im Forum gegen Immobilienbetrug (www.immobetrug.de)
nachlesen können. Focus berichtete gestern. Auch die politischen Parteien
und andere gesellschaftliche Verbände werden wir informieren und ihnen
berichten, welche menschenverachtenden Umstände zum Tode unserer geliebten
Tochter geführt haben.
Wir hoffen und wünschen sehr, dass Sie dieser
Brief nachdenklich machen wird. Ihr Beruf hat originär mit Geldverdienen
zu tun. Sie verkaufen 'Geldanlagen'. Wer das tut, muss sich als
anständiger Mensch und Kaufmann auch bewusst sein, dass das, was er im
höheren Auftrage verkauft, werthaltig ist und dem Kunden nützt. Alles
andere wäre unehrlich und unehrenhaft.
Machen Sie ehrliche Geschäfte, die Menschen nicht
in den Selbstmord treiben. Darum bitten wir Sie inständig auch im Namen
unserer verstorbenen Tochter Anja. Wir möchten nicht, dass noch andere
Eltern in diesem Lande das mitmachen müssen, was wir in den letzten Wochen
erleben und erfahren mussten. Wenn Sie selbst Kinder haben, können Sie
vielleicht nachvollziehen, was Eltern und Familie in einer solch schweren
Schicksalszeit fühlen.
Abschließend möchten wir eindringlich an Sie
appellieren, unsere Botschaft bis in die Vorstands- und Aufsichtsgremien
der AMB-Generali und deren Partnerunternehmen weiterzuleiten, die bisher
bei der Aufsicht über die Konzerntöchter BADENIA und ALLWO versagt oder
sich selbst an solch einträglichen, aber menschenverachtenden
Geschäftspraktiken beteiligt haben. Informationen darüber finden Sie z.B.
auf
www.saubere-banken.de im Internet. Helfen
Sie bitte mit, dass die Konzernmitglieder und Geschäftspartner, die sich
höchst fragwürdiger Geschäftspraktiken beim Geldverdienen bedient haben,
zu ehrlichen und verbraucherfreundlichen Geschäften zurückfinden.
Mit freundlichen Grüßen
Familie Klaus Schüller
PS: Zum Gedenken für Anja und als Mahnung für
andere Menschen wurde die Webseite
www.badenia-opfer.de umgestaltet.