Am 17. September erhielt Anjas
Vater Klaus S. Post von seiner Tochter. Darin ihr Wohnungsschlüssel und ein
Zettel, auf dem sie bat: "Holt mich heim". Die Eltern fuhren sofort nach
Würzburg, doch helfen konnten sie ihrer Tochter nicht mehr. "Sie hatte sich
eine Infusion gelegt und ihr Leben damit beendet", so der Vater. Auf einem
Tisch fanden sie einen Abschiedsbrief sowie einen Bescheid der Bausparkasse
zur Zwangsvollstreckung über 70.000 Euro.
Die OP-Schwester ließ sich 1998
ohne Eigenkapital eine Eigentumswohnung in Chemnitz finanzieren. Doch die
Kosten für die Immobilie gerieten schnell außer Kontrolle, für Anja der
Anfang vom Ende. Ihr Vater klagt an: "Derjenige, der meine Tochter mit
diesem Vertrag geknebelt hat, hat gewußt, daß sie mit ihrem Lohn das nicht
bezahlen kann."
Einen Vergleich, den Anjas Anwalt
der Bausparkasse anbot, lehnte diese ab - weil Anja 160 Euro mehr verdiente,
als das Unternehmen für Vergleiche festgelegt hat. "Wenn man so will, hat
sie sich wegen 160 Euro das Leben genommen", so Anjas Anwalt Julius Reiter.
Dazu Kassen-Sprecherin Petra Fleisch: "Wir schließen Vergleiche nur, wenn
die wirtschaftliche Situation eines Kunden es zwingend erforderlich macht."
Der Selbstmord von Anja S. ist kein
Einzelfall. Mindestens drei weitere Kunden sollen sich wegen geplatzter
Wohnungs-Kredite umgebracht haben, rund 8000 sollen von dem Unternehmen in
die Schuldenfalle gelockt worden sein. Mehrere Kleinanleger demonstrierten
letzten Freitag vor der Firmenzentrale in Karlsruhe.