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http://www.swr.de/nachrichten/bw/2004/11/25/index3.html
Badenia muss Schadensersatz zahlen
Die Bausparkasse Badenia muss Schadensersatz an die Käuferin einer
überteuerten Immobilie zahlen. Das hat das Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe
heute entschieden. Das Geldinstitut will Revision gegen das Urteil einlegen.
Gegen die Badenia laufen mehrere Klagen von Anlegern.
Die Klägerin hatte eine als Steuersparobjekt angepriesene Eigentumswohnung
gekauft, die sich als nicht lukrativ erwies. Nach Angaben der Frau lag der
Verkehrswert des Objekts deutlich unter dem Kaufpreis. Zudem seien die
Angaben zur Vermietungssituation und zur Entwicklung der Kosten falsch
gewesen. Die Käuferin musste vielmehr noch 10.000 Euro Reparaturkosten
leisten. Die Klägerin wirft der Badenia vor, über eine Vertriebsgesellschaft
Verträge mit geschäftsunerfahrenen Kunden gefördert zu haben. In erster
Instanz hatte das Landgericht Karlsruhe die Ersatzansprüche der Klägerin
abgewiesen.
Badenia will in Revision gehen
Nun muss die Badenia 11.500 Euro Schadensersatz zahlen. Zudem muss die
Bausparkasse das Bausparguthaben der Käuferin zurückerstatten und sie von
Verbindlichkeiten eines Bankdarlehens freistellen, teilte das OLG mit. Eine
Begründung des Urteils steht noch aus. Das Karlsruher Geldinstitut Badenia
hat Revision gegen das Urteil angekündigt. Nach eigenen Angaben hat Badenia
bisher 80 von 81 vergleichbaren Zivilprozessen rechtskräftig gewonnen.
Trotzdem könnte vom heutigen Urteil eine
Signalwirkung für Tausende weitere Anleger ausgehen, die bei der Badenia
angeblich attraktive Immobilien gekauft hatten, die sich hinterher nicht
vermieten ließen. Bislang hatte der Nachweis gefehlt, dass die Badenia über
den wahren Wert der Wohnungen Bescheid wusste. Mitte November berichtete das
SWR Magazin "Report" dann aber von einem Wirtschaftsprüfer-Gutachten, das
Opfern Anlass zur Hoffnung für ihre Klagen gegen die Bausparkasse gibt. Das
Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC aus dem Sommer 2002, das
"Report Mainz" vorliegt, weist der viertgrößten Bausparkasse Deutschlands
schwere Versäumnisse bei der Finanzierung der so genannten Schrottimmobilien
nach. Damit könnte das Unternehmen nun in Haftung genommen werden. Das
Gutachten war von der Badenia selbst in Auftrag gegeben und bislang unter
Verschluss gehalten worden.
Der größte Immobilien-Skandal der letzten Jahre
Badenia wird vorgeworfen, seit Anfang der 90er Jahre mangelhafte Immobilien
zum Teil aus dem Bestand der Neuen Heimat mit falschen Versprechungen und zu
überhöhten Preisen veräußert zu haben. Tausende Geringverdiener sollen
damals zu den mutmaßlichen Geschädigten gehört haben. Die Staatsanwaltschaft
Mannheim ermittelt gegen ehemalige Badenia-Mitarbeiter wegen
Betrugsverdachts. "Es ist der größte und, wie ich meine, am besten
dokumentierte Immobilienskandal in Deutschland", sagt Gerhart Baum,
Opferanwalt und Bundesminister a.D. dazu.